Sonja Brogiato, Sprecherin des Leipziger Flüchtlingsrats, hat Fakten parat: Rund 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht, 4.500 Geflüchtete sind im vergangenen Jahr in Leipzig angekommen. Ihr Vortrag im Februar beim Lions Club Leipziger Ring ist auf der einen Seite sehr sachlich. Er wird aber sehr pointiert, wenn es um die Ziele und Aufgaben des Flüchtlingsrats geht. „Die Flüchtlinge werden von uns in allen Lebenslagen betreut“, so die Sprecherin, „wir helfen von der Geburt bis zum Tod, vom Ankommen bis zur Einbürgerung.“ Der spendenfinanzierte Verein sei dabei dem Gemeinwohlinteresse verpflichtet, konsensorientiert und pazifistisch.
Die ehrenamtlichen Helfer sollen mit ihrer Persönlichkeit die Werte unserer Gesellschaft repräsentieren. „Daher können wir nicht jede und jeden gebrauchen“, so Brogiato. Das Ziel ihrer Arbeit sieht sie darin, schnell in die Phase der Integration zu kommen. Keine Freizeitgestaltung, sondern Hilfe zur Selbsthilfe für Flüchtlinge – so lässt sich die Linie des Leipziger Flüchtlingsrats auf den Punkt bringen. Spracherwerb und der Erwerb von Schulabschlüssen sind dazu Voraussetzungen. Eine Initiative des Flüchtlingsrats ist es, Berufspatenschaften zu fördern: Zahnarzt mit Zahnarzt, Stuckateur mit Stuckateur, Schneiderin mit Schneiderin, usw.
Brogiato erzählt, dass Flüchtlinge zum Thema Prävention nach den Ereignissen in Köln selbst aktiv geworden sind. Viele Frauen sagten, „jetzt reichts!“. Denn Kriminelle terrorisieren die Bewohner der Unterkünfte als erstes. Sie berichtet von einem Kulturprojekt, erarbeitet von einem syrischen Regisseur, mit szenischen Darstellungen, in denen die Kölner Ereignisse reflektiert werden. Eine andere Reaktion: Ein Flüchtling, ein Syrischer Richter, führt anderen Flüchtlingen das Strafmaß vor, das für Belästigungen hier und in deren Herkunftsländern droht.
Die Ausführungen geben den Mitgliedern des Lions Clubs ein differenziertes und realistisches Bild der Flüchtlingssituation in Leipzig. In der Diskussion wird das Thema Berufslotse bzw. -pate aufgegriffen. Eine entsprechende Initiative des Lions Club Leipziger Ring soll folgen. Am Ende des Abends bedanken sich die Lionsfreude bei Sonja Brogiato für ihre eindrucksvollen Ausführungen – auf beiden Seiten mit der Erkenntnis verbunden, dass das große Thema Integration noch ganz am Anfang steht.
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