Blauer Himmel, Sonnenschein. Das Wetter ist fast frühlingshaft als Martin Malangeri und Adrian-Basil Mueller die Gruppe Flüchtlinge im Leipziger Mühlholz begrüßen. Eine Übersetzerin, Shirin, ist auch dabei. Die Jungs kommen fast alle aus Afghanistan. Und obwohl sie alleine um die halbe Welt gelaufen sind, stehen sie im Leipziger Straßenverkehr und haben Probleme sich zu orientieren. „Es gibt wohl kein Land auf der Welt, mit einer solchen Vielzahl von Verkehrsschildern“ erklärt Mueller den Jungs das Problem. „Wir haben in Deutschland für alles eine Regel und daran soll man sich dann hauch halten.“ Was für uns selbstverständlich ist, müssen sie alles erst noch lernen.

Etwa zwei Stunden geht die Gruppe durch den Leipziger Süden. Der Sinn von Fahrradstreifen, Blindenmarkierung oder die komplizierte Vorfahrtsregel am Connewitzer Kreuz – das alles nehmen die Jungs mit neugierigen Gesichtern auf. Dass man als Fußgänger mit einem Knopfdruck die Ampel für Autos Rot schalten kann, freut die sie besonders.

Als der Lions-Club im vergangenen Herbst überlegte, was man konkret tun kann, um in der aktuellen Flüchtlingssituation zu helfen, wurde viel diskutiert und etliche Vorschläge besprochen. Schnell war jedoch klar, dass der Club nicht einfach nur eine Geldspende irgendwo abgeben will, sondern sich mit einem eigenen Projekt engagieren will.

Zusammen mit der Polizei wurde ein Konzept für unbegleitete minderjährige Ausländer, also Jugendliche die ganz allein nach Deutschland gekommen sind, entwickelt.

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In Leipzig leben zurzeit etwa 440 von ihnen. Sie kommen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan. Und egal ob sie in Deutschland eine Perspektive haben oder nicht, sie werden in den nächsten Jahren in der Stadt oder zumindest in Deutschland bleiben. Daher geht es darum, sie so schnell wie möglich zu integrieren, ihnen eine Orientierung in unserem Land zu geben. Die meist jungen Männer, im Schnitt zwischen 14 und 17 Jahren alt, können gut und positiv beeinflusst werden. Und unsere Werte und Spielregeln lernen sie schnell.
Religiöse Fanatiker oder Kriminelle bemühen sich ebenfalls um diese Gruppe, versuchen sie für ihre Ziele zu gewinnen und zu missbrauchen. Denen darf das Feld aber nicht überlassen werden. Darüber waren sich die Lionsfreunde schnell einig.

Im Dezember wurde der Präsident des Lions Club `Leipziger Ring´, Adrian-Basil Mueller zur frisch gegründeten Task Force Asyl in die Polizeidirektion eingeladen. Im Januar stellte die Chefin der Task Force, Sylvia von Wlkanowa das Konzept im Club vor. Ein Präventionsprogramm in drei Modulen. Zunächst soll den Jugendlichen, in kleine Gruppen, die einfachsten Verkehrsregeln erklärt werden. Zwei Tage Theorie. Das übernimmt zunächst die Polizei. Am dritten Tag geht’s in die Praxis – das Erlernte soll ungesetzt werden. Neben Geld für Übersetzer, Fahrkarten und Unterrichtsmaterial wird dringend personelle Unterstützung benötigt.

Eine Mammutaufgabe, darum wurden alle zehn Leipziger, Markkleeberger und Borsdorfer Lions-Clubs zu dem Treffen eingeladen. Die Schlagkraft soll möglichst erhöht werden.

Zurück zum Stadtspaziergang. Inzwischen ist die Gruppe am Polizeirevier in der Richard-Lehmann-Straße angekommen. Die beiden Multiplikatoren, so ist der noch etwas sperrige Begriff für die freiwilligen Helfer, wollen den Flüchtlingen auch die Angst vor den Beamten nehmen. In den Heimatländern ist die Polizei nicht überall ein Freund und Helfer. Und der Spaziergang ist nicht nur eine trockene Regelkunde. Unterwegs erzählen Malangeri und Mueller über die Friedliche Revolution in Leipzig, oder davon, dass die Lücken zwischen den Häusern immer noch von den Bomben des zweiten Weltkrieges stammen. Malangerie, der im Vorstand von Pro Leipzig e.V. ist erzählt immer wieder spannendes aus der Stadtgeschichte. Am Nachmittag sind alle wieder im Mühlholz angekommen. Für die Jungen geht ein abwechslungsreicher Ausflug zu Ende. Der Erste in einem Projekt, welches noch viele Flüchtlingskinder erreichen soll.

Hier lesen Sie die Berichte der ersten Spaziergänge

Bericht spaziergang Manfred Feißt vom LC Borsdorf-Parthenaue

Bericht spaziergang Martin Malangeri vom LC Leipziger Ring

Bericht Spaziergang Prof. Rainer Schade doc vom LC Leipzig Cosmopolitan